JAK2-V617F-Mutation
Zur Unterstützung der Diagnose von Polycythaemia vera, Essentieller Thrombozythämie oder Primäre Myelofibrose
Klinische Relevanz
Die JAK2 V617F-Mutation ist ein sensitiver Marker für Polycythaemia vera (PV), Essentielle Thrombozythämie (ET) und Primäre Myelofibrose (PMF) und daher ein diagnostisches Kriterium BCR::ABL1-negativer myeloproliferativer Neoplasien (MPN). MPN sind seltene, klonale Erkrankungen der hämatopoetischen Stammzelle (Inzidenz 6/100000) mit Hyperzellularität des Knochenmarks und abhängig von der Entität, eine erhöhte Anzahl von Erythrozyten, Granulozyten und/oder Thrombozyten im peripheren Blut (Swerdlow et al. 2017).
Die JAK2-Mutation V617F ist eine somatische Punktmutation; sie betrifft die Januskinase 2, eine cytoplasmatische Tyrosinkinase. Das Enzym ist beteiligt an der rezeptor-vermittelten Weiterleitung intrazellulärer Signale verschiedener Wachstumsfaktoren und Zytokine. Die V617F-Mutation im Exon 14 des JAK2-Gens führt zu einem Austausch der Aminosäure Valin (V) durch Phenylalanin (F); eine Erhöhung der Kinaseaktivität ist die Folge. Diese konstitutive Aktivierung führt zu einer gesteigerten Teilungsrate der betroffenen Zellen.
Die JAK2 V617F-Mutation ist die häufigste Mutation bei MPN. Bei Verdacht auf Polycythaemia vera, Essentielle Thrombozythämie oder Idiopathischer Myelofibrose kann der Nachweis einer JAK2 Mutation als deutlicher Hinweis auf das Vorliegen einer dieser Erkrankung gewertet werden.
PV ist fast immer mit dieser Mutation assoziiert (97%). Bei ET und PMF treten neben der JAK2 V617F-Mutation oftmals Mutationen in den Genen CALR (20-25%) und MPL (3-8%) auf. Neben diesen, auch als Treibermutationen bezeichneten Mutationen treten, können weitere Mutationen (Nicht-Treibermutationen) auftreten, die das Risikoprofil beeinflussen (Tefferi et al. 2016, Tefferi & Vannucchi 2017).
Indikation
MPN: Verdacht auf Polycythaemia vera, Essentielle Thrombozythämie, Primäre Myelofibrose.
Präanalytik
2 ml EDTA-Blut in handelsüblichen Blutabnahmeröhrchen; Transport ungekühlt auf normalem Postweg
Literatur
- Haferlach T. et al. (2008) The diagnosis of BCR/ABL-negative chronic myeloproliferative diseases (CMPD): a comprehensive approach based on morphology, cytogenetics, and molecular markers. Ann Hematol 87:1-10
- Swerdlow, S.H. et al. WHO Classification of Tumours of Haematopoietic and Lymphoid Tissues. International Agency for Research on Cancer (IARC); 4th (2017)
- Tefferi, A. et al. Targeted deep sequencing in polycythemia vera and essential thrombocythemia. Blood Adv 1, 21-30 (2016)
- Tefferi, A., & Vannucchi, A.M. Genetic Risk Assessment in Myeloproliferative Neoplasms. Mayo Clin Proc 92,1283-1290 (2017)